Inmitten der idyllischen Landschaft der Schwäbischen Alb, nahe Schörzingen, liegt ein Ort, der still und mahnend zugleich ist: der Gedenkpfad Eckerwald. Wer ihn betritt, taucht ein in eine dunkle Epoche der deutschen Geschichte. Hier befand sich eine der Stätten des sogenannten „Unternehmens Wüste“, einem verzweifelten Versuch des NS-Regimes, aus Schieferöl Treibstoff zu gewinnen. Was heute ein stiller Wald ist, war einst ein Schauplatz von Zwangsarbeit, Elend und Tod.
Die Geschichte hinter dem Gedenkpfad
In den letzten Kriegsjahren 1944/45 errichtete das nationalsozialistische Regime entlang des Albtraufs zehn Produktionsanlagen zur Gewinnung von Öl aus Schiefergestein. Die Arbeiter in diesen Anlagen waren keine freiwilligen Arbeiter, sondern Häftlinge aus den Außenlagern des Konzentrationslagers Natzweiler-Struthof. Sie wurden unter unmenschlichen Bedingungen zur Arbeit gezwungen, geschwächt durch Hunger, Kälte und Gewalt. Besonders das Lager Schörzingen, das mit der Anlage „Wüste 10“ verbunden war, wurde zum Sinnbild dieser grausamen Ausbeutung. Von den 500 Häftlingen, die hier arbeiteten, überlebten viele nicht.
Der Pfad durch die Vergangenheit
Heute führt ein etwa 1,5 Kilometer langer Rundweg durch den Eckerwald, vorbei an den Ruinen der ehemaligen Produktionsstätte. Betonfundamente, Wasserbecken und Backsteinmauern sind stumme Zeugen dessen, was hier geschah. Informationstafeln erzählen die Geschichte dieses Ortes und lassen die Besucher innehalten. Besonders eindrucksvoll ist die Bronzeplastik „Der Gefangene“ von Siegfried Haas, die in einer Mulde steht, die einst von Häftlingen ausgehoben wurde.
Der Gedenkpfad ist nicht nur ein Ort des Erinnerns, sondern auch ein Mahnmal. Er ruft uns ins Bewusstsein, wohin Hass, Menschenverachtung und Diktatur führen können. Jährlich finden hier Gedenkfeiern statt, bei denen Überlebende und deren Familien aus ganz Europa zusammenkommen, um die Erinnerung wachzuhalten.
















Ein Besuch lohnt sich
Der Gedenkpfad Eckerwald ist jederzeit frei zugänglich. Wer möchte, kann an einer Führung teilnehmen, die von der Initiative Gedenkstätte Eckerwald e.V. angeboten wird. Sie bietet tiefere Einblicke und hilft, die Bedeutung des Ortes noch besser zu verstehen.
Ein Besuch hier ist keine leichte Erfahrung, doch er hinterlässt einen tiefen Eindruck. Die Natur mag über die Narben der Vergangenheit gewachsen sein, doch die Geschichte bleibt präsent. Der Gedenkpfad Eckerwald ist ein wichtiger Ort, der uns lehrt, die Vergangenheit nicht zu vergessen und uns für eine friedliche Zukunft einzusetzen.
